Ist Tiefkühlkost wirklich nicht gesund?

Gesunde Ernährung und Tiefkühl-Essen, passt das zusammen? Anlässlich des Tages der Tiefkühlkost möchte ich das heute etwas unter die Lupe nehmen. Überhaupt finde ich, dass der Begriff „gesunde Ernährung“ etwas differenzierter betrachtet werden muss, ruft er doch in den meisten Köpfen vermutlich die folgenden Assoziationen hervor:

Möhrchen knabbern

anstatt Chips oder Schokolade

Grillgemüse

anstatt saftigem Steak

Tofu-Würstchen

anstatt roter Grillwurst

Mit diesen Vorurteilen räume ich an einer anderen Stelle auf. Heute geht es uns um die Tiefkühlkost.

Ich glaube, wir sind uns darin einig, dass generell ursprüngliche Lebensmittel, wie Gemüse, Getreide und Küchenkräuter den industriell verarbeiteten Nahrungsmitteln zu bevorzugen sind. Der Irrglaube bei Tiefkühlkost liegt vielleicht darin, dass gerade im Tiefkühl-Regal tendenziell lauter Dinge zu finden sind, die hochgradig verarbeitet sind und in der modernen Küche schnell gehen: Fertiges Asia-Gemüse, vorgebackene Kuchen, Pizza, usw. Verpackung auf, rein in den Backofen, in die Pfanne oder in den Mikrowellenherd. Fertig! Damit man damit möglichst wenig zu tun hat, sind diese Produkte nicht nur vorgegart bzw. vorgebacken, sondern natürlich auch vorgewürzt, und das nicht mit sorgfältig gepflückten, ausgewählten Basilikum-Blättchen, sondern in der Regel mit fertigen Gewürzmischungen mit zweifelhaften Zutaten. Geschmacksverstärker, wie Glutamat zum Beispiel. Zucker und / oder Fett als Geschmacksträger, um nur mal einige zu nennen.

Sind dies vielleicht deine seitherigen Assoziationen rund ums Kühlregal? Dann lass uns den Gedanken mal weiter denken!

 Finden wir nicht genau die oben beschriebenen Dinge auch in Fertiggerichten außerhalb des Kühlregals: In der Maggi-Fix Tüte, in fertigem Eintopf oder Gulasch in der Blechdose oder auch ungefroren im Frische-Regal. Das heißt, wenn es darum geht zu beurteilen, was für die Gesundheit förderlich ist, dann spielt der nicht der Gefrierzustand eine wichtige Rolle, sondern das Zusetzen von Geschmacksverstärkern und zahlreichen sonstigen Zusatzstoffen. 

Verderblichkeit von „frischem“ Obst & Gemüse

Nehmen wir zum Beispiel vermeintlich „frisches“ Obst und Gemüse: Wir leben in einer globalisierten Welt und bekommen alles und zu jeder Zeit: Erdbeeren zu Weihnachten, Zitrusfrüchte das ganze Jahr über, alles immer makellos und strahlend im Regal präsentiert. Hast du dir schon einmal überlegt, wie lange die Himbeeren von Marokko unterwegs sind, bis sie schön verpackt im Supermarkt-Regal landen? Und wie lange dauert es vom Einkauf über den eigenen Kühlschrank bis auf den Küchentisch? Wer schon einmal Himbeeren direkt vom Strauch gepflückt hat, der weiß, wie schnell und leicht verderblich die leckeren Beerenfrüchte sind. Das zeigt, mit wieviel Aufwand die gekauften Beeren frisch gehalten wurden.
Ähnliches lässt sich ganz allgemein sagen von Obst und Gemüse, das von der Südhalbkugel zu uns kommt.

Heimisches Obst

Vielleicht bist du ja jemand, der auf Saisonales und Regionales achtet und du sagst dir: Ich brauche weder Himbeeren aus Marokko, noch Kiwis aus Neuseeland. Ich kaufe bio und regional. Dann schau dir doch mal deine Bio-Äpfel an, im Vergleich zu den anderen Äpfeln im Supermarkt: Die glänzen genauso, haben auch keine Würmer und sie haben eine makellose, strahlende Optik. Und es gibt sie das ganze Jahr über. Die Äpfel frisch vom Apfelbaum halten im Dunkeln ein paar Wochen oder Monate. Wenn man sie zum Beispiel im September / Oktober vom Baum pflückt, dann sind sie an Weihnachten schon schrumpelig, und unbehandelt überleben sie maximal bis Februar oder März.
Und wenn du zwischen Ostern und dem Spätsommer Äpfel kaufst? … Hm. Während die Importware von Übersee in Containern im Hamburger Hafen lagert (und dort „nachreift“, bis die Logistik der Supermarkt-Ketten die Ware „just in time“ abruft), lagern die Bodensee-Äpfel eben irgendwo anders – und wir kaufen sie in Süddeutschland im Hochsommer als regional und heimisch. Keiner weiß übrigens, ob es Äpfel aus der letzten oder aus der vorletzten Ernte sind – das steht nicht auf dem Etikett!

Außerdem erzählte mir Irgendwann ein Bauer vom Bodensee, dass man bis zu 7 Spritzungen  durchführen dürfe, damit das Obst noch als ungespritzt deklariert werden darf: Vor der Blüte, während der Blüte, nach der Blüte noch so und so oft bis zur Ernte … Denn weder die Verbraucher noch die Händler wollen wurmige Äpfel. 

Nachbarländer – kurze Wege?

Ähnliches gilt für unsere europäischen Nachbarländer: Ob Champignons aus Polen oder ungarische Paprikas: Im Zuge der Kosteneinsparung bei Transport / Logistik und Lagerung, sind die Produkte oft unnötig lange unterwegs, werden um- und zwischengelagert und durchlaufen an den unmöglichen Orten auch noch Reifungsprozesse, die natürlich erst stattfinden dürfen, ganz kurz bevor die Produkte farbenfroh im Frische-Regal platziert werden. Gleichzeitig sollen sie aber nicht faulen: im Laster auf der Straße nicht, im Lager der Handelsketten nicht, weder im Zentrallager noch in deren Lager vor Ort und auch nicht in deinem Kühlschrank, bis du nach 3, 4 oder mehr Tagen dein frisches Gemüse verarbeitest. 

Selbst wenn die Strecke an sich vom Ort der Ernte bis zu uns relativ überschaubar ist, erfordert es die moderne Logistik der Handelsketten, dass die Ware sehr lange, oft wochenlang unterwegs ist.

Können wir das ändern? Nein! Vieles können wir boykottieren, was uns wirtschaftlich oder ökologisch sinnlos erscheint, aber ganz sicher nicht alles. Und wir können auch nicht zurück in die Zeit unserer Großeltern, um dort die Zeit anzuhalten. Und ganz ehrlich: So idyllisch die Vorstellung vom eigenen Gemüsegarten mit Apfelbäumchen, Erdbeerfeld und Himbeersträuchern auch ist, hätten wir die Zeit und die Energie, diesen Garten auch zu hegen und zu pflegen, in unserer schnelllebigen und hektischen Welt?

Das Märchen von der Vitamin C-reichen Kiwi

Wenn man solches, „frisches“ Obst und Gemüse regelmäßig auf dem Teller hat, wähnt man sich zudem nicht selten in der Sicherheit, ausreichend mit Mikronährstoffen (Vitamine, Mineralien, Spurenelemente) versorgt zu sein.
Dieser Irrtum ist auch einen eigenen Artikel wert. Hier nur soviel: Damit die Produkte aus aller Herren Länder sicher und unbeschadet bei uns ankommen, werden sie dort grün geerntet, hier im richtigen Moment mit Reifungshormonen besprüht um dann „frisch“ verkauft zu werden – Also knallgelb und (noch) nicht braun. Das heißt die in Containern lagernden Bananen sind (und bleiben) grasgrün, so wie sie von der Bananenpalme gepflückt wurden. Sonst kämen die ja schon dunkelbraun oder gar verfault im Hamburger Hafen an. Den Kiwis sieht man es nicht an – zumindest äußerlich nicht. Die sind aber ganz häufig steinhart (da unreif!). 

Wichtig zu wissen ist in diesem Zusammenhang, dass die Pflanzen im Zuge ihres natürlichen Reifungsprozesses die Mikronährstoffe überhaupt erst bilden – also im Grünzustand enthält weder Obst noch Gemüse irgendwelche Vitamine. Und falls doch: Vitamine sind permanent „auf der Flucht“ und opfern sich für das Stück Obst oder Gemüse auf, sobald es Sauerstoff-Kontakt hat und zu faulen droht. 

Das heißt: die Nachricht von der Vitamin C-reichen Kiwi, die ist für uns, die wir Import-Kiwis essen, ein Trugschluss. Das gilt für die Kiwi in Neuseeland, wenn man sie frisch und reif vom Baum pflückt und möglichst zeitnah verzehrt.

Auch das können wir nicht ändern!

Kommen wir zurück zum Tiefkühlregal

Es gibt ja nicht nur Schnell- und Fertiggerichte als Tiefkühlkost, sondern auch unverarbeitete Beeren, Mischobst und alle möglichen Gemüsesorten. Die sind frisch geerntet, werden sofort schock-gefrostet und brauchen nicht irgendwie anders haltbar gemacht werden. Das heißt in diesem Falle gibt es nicht die üblichen Nachteile der Globalisierung und dieser sehr aufwendigen Logistik, die damit zusammenhängt. 
Ich frage mich übrigens, warum dieser Anteil von frischem, unverarbeitetem Obst und Gemüse so gering ist innerhalb des gesamten Tiefkühl-Sortiments. Ist es so viel komplizierter, eine Tiefkühl-Gemüsemischung in die Pfanne zu geben, dieses beliebig mit irgendwelchen Kräutern zu würzen (die es übrigens auch tiefgekühlt gibt – auch ohne Geschmacksverstärker!), als eine Asia-Fertig-Mischung? Ich glaube nicht! 

Vielleicht braucht es einfach ein Bewusstsein dafür. Ich hoffe, es ist mir hier gelungen, dazu beizutragen.

Im Übrigen bist du viel freier und flexibler, wenn du Tiefkühlgemüse „pur“ kaufst, also zum Beispiel keinen Rahmspinat, sondern nur Spinat an sich. Dann bist du nämlich frei, den mit Sahne zuzubereiten, oder mit einer pflanzlichen Sahne-Alternative, oder ganz ohne und dafür mit exotischen Gewürzen.  

Du möchtest mehr Austausch? Oder ganz gezielt Verschiedenes aus dem Tiefkühl-Regal ausprobieren, Rezepte tauschen, dich inspirieren lassen? Dann ist meine Facebook-Gruppe ein guter Ort für dich! Komm vorbei, und bring gleich dein Lieblingsrezept schon mal mit!  

Wie hast du seither über Tiefkühlkost gedacht – Und haben diese Äußerungen etwas in dir bewirkt? – Lass es mich gerne wissen in den Kommentaren!

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